„Humankapital“. So so. Als ich das erste Mal von Humankapital gehört habe, rümpfte ich erstmal die Nase. Was? Aktien, Immobilien, Rohstoff-Futures und dann auch noch Humankapital?! Nimmt das denn nie ein Ende?
Letztendlich bedeutet Humankapital nichts anderes als das Kapital, das ich aus mir selbst schöpfen kann, sprich: das ich im Laufe meines (Arbeits-)Lebens verdienen kann. Am Anfang meines Arbeitslebens ist das Humankapital recht hoch und noch wenig „abgeschöpft“; mit zunehmender Nähe zur Rente und zum Erwerbsende wird das Humankapital natürlich immer geringer.
Wobei ich zugeben muss, dass ich diese Rechnung nicht ganz korrekt finde: Unser Herr Rich-Dad-Poor-Dad hat durch seine Erfahrung sicherlich ein deutlich höheres Humankapital zur Mitte seines Investorenlebens als ganz zu Beginn, als er innerlich das klassische Hamsterrad in Erwägung zieht. Das Humankapital kann sich also durchaus wandeln bzw. aktiv erhöht werden und es ist absolut lohnenswert, hierein zu investieren – sei es, um im Job aufzusteigen oder sein berufsunabhängiges Kapital aktiv zu erhöhen.
Übrigens ist der Begriff auch unternehmensseitig so geprägt: „Human Capital“ ersetzt die früheren „Human Resources“; gemeint ist abermals nichts anderes als die Arbeitskraft der Mitarbeiter, auf deren eingesetzter Lebenszeit (und persönlichem Engagement, Kenntnisse, Erfahrungen und Innovationen) ein Unternehmenserfolg fußt.
Zu meinem Humankapital gehören somit:
- Mein Fachwissen
- Meine Erfahrung
- Meine Persönlichkeit
- Mein Netzwerk
Je „wertvoller“ jeder einzelne Bereich ist, umso höher ist auch mein Humankapital und umso mehr Ertrag erhalte ich. Und das Schönste: Ich kann mein Humankapital beeinflussen! Natürlich ist das keine feste Größe, bei der man sagen kann: Wenn ich jetzt diese Schulung mache, dann steigt mein verbliebenes Gesamt-Humankapital um 20.000 Euro, die ich auf monatliche Mehreinkünfte herunterbrechen kann. Aber ich kann einige Punkte steuern, um mehr aus meinem Humankapital zu machen und hier ist der Hebel der gleiche wie beim Zinseszins: Wenn ich frühzeitig dafür sorge, dass mein Humankapital im Vergleich zu gestern etwas höher ist, dann summiert sich das auf Dauer ganz ordentlich.
Wie kann ich in meine einzelnen Humankapital-Bereiche investieren?
Investieren in das eigene Fachwissen
Schulungen, Zusatzausbildungen, Qualifikationen, Arbeitserfahrung via „training on the job“ oder der Ausbau von Fachwissen in Eigenregie: Es gibt unzählige Möglichkeiten, um die eigenen Fachkenntnisse auszubauen. Finanzrocker Daniel Korth hat das in einer seiner Podcast-Episoden (Folge 73) hervorragend geschildert, wie er sein Humankapital massiv ausgebaut hat: Er hatte Phasen, in denen er hunderte Bewerbungen schreiben musste. Dann beschäftigte er sich massiv mit Finanzen, Bloggen, Podcast-Erstellung, Podcast-Schneiden etc. pp. und bekam daraufhin Jobs angeboten, für die dieses Fachwissen grundlegende Voraussetzung war und für die er ohne dieses autodidaktisch angeeignete Wissen nicht in Frage gekommen wäre. Ganz klar haben sich seine Online-Schulungen und der Besuch entsprechender Fachmessen gelohnt!
Mich persönlich halten hier regelmäßig die Kosten ab, was eigentlich ein Quatsch ist. Ich würde beispielsweise sehr gerne mein BWL-Wissen aufmöbeln (dazu später mehr) und einen 9monatigen Fernlehrgang zum Betriebswirt machen, aber die 3.500 Euro dafür tun mir (noch) sehr weh UND ob sich das auf meine Erwerbstätigkeit auswirkt ist auch eher fraglich. Tja – und da steht man dann 🙂
Investieren in die eigene Erfahrung
Erfahrungen sammelt man entweder durch die Perfektionierung einer bestimmten Sache oder Tätigkeit – oder klassischerweise außerhalb der Komfortzone. Hallo, Vortrag auf dem nächsten Kongress! Hallo, Ausbau der Verantwortlichkeiten! Hallo, Urlaubsvertretung im fremden Fachbereich! Hallo, neue Wissensfelder erkunden! Und hallo, Auslandserfahrung! Hier geht es darum, über den eigenen Schatten zu springen und sich damit Türen zu öffnen, die sonst vielleicht verschlossen bleiben würden. So war es bei mir: Nach jahrelanger Erfahrung im Texten weiß ich bei Dienstleistern beispielsweise sofort, worauf ich achten muss, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist nichts, das ich in einem Seminar hätte lernen können, aber mit der Erfahrung und dem einen oder anderen Griff ins Klo entstanden ist. Erfahrungen im Investieren zu sammeln gehört für mich übrigens genauso dazu – Stichwort „Lehrgeld“. Je erfahrener, umso routinierter gehst Du vor und umso effizienter kannst Du viele Abläufe gestalten, echte Innovationen erkennen und deren Potenzial realistisch einschätzen.
Investieren in die eigene Persönlichkeit
„Openmindness“, im Team arbeiten, Selbstmotivation, Demut: In die eigene Persönlichkeit zu investieren kann durchaus auch das Humankapital erhöhen. Dazu zähle ich auch das Learning, dass man, um glücklich zu sein, weniger Geld im Monat benötigt als man denkt oder man geht entspannter mit dieser und jener Situation um.
Investieren in das eigene Netzwerk
Meetups in Deiner Region, Facebook-Gruppen, Blog-Kommentare, Freundes- und Bekanntenkreis, Geschäftspartner-Buddies und Kollegen: Ganz nach dem Motto „die Stärke der schwachen Bindungen“ beeinflusst man sein Humankapital sehr positiv, indem man sich aktiv um ein vielseitiges Netzwerk bemüht. Ich vermute, dass Freimaurerbünde aus genau dem gleichen Grund entstanden sind: Wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt, ist der nächste Job vielleicht etwas schneller in Aussicht, ein Finanztipp verändert die eigene Welt oder man erfährt ganz nebenbei von einem Fehler, den man mit einfachsten Mitteln vermeiden kann und so ein paar zeit- und kraftverschwenderischen Extra-Runden vorbeugen kann.
Die Mähr mit dem Einkommen
Das Humankapital ist – in den allermeisten Fällen – die Grundlage für passives Einkommen. Je höher das Humankapital, umso mehr kann investiert werden. Ein spannender Gedanke dazu: Das Humankapital erhöht sich auch mit jeder Gehaltserhöhung und verringert sich mit jedem einkommensfreien Monat. Um einen einkommensfreien Monat via passivem Einkommen auszugleichen, muss man ganz schön lange ganz schön viel investieren. Beispiel: Verdienst Du 2.000 Euro im Monat und dieses Einkommen aus Deinem Humankapital fällt zwei Monate aus, wollen 4.000 Euro via Renditen wieder ausgeglichen werden. Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch ist, aber für mich bedeutet das – Stand heute – 4 komplette Jahre lang meine vollständige Rendite. 2 Monate vs. 4 Jahre. Puh! Also klar, das passive Einkommen will stark gesteigert werden, aber damit lässt sich vielleicht die Verhältnismäßigkeit und die Relevanz nochmal bewusstmachen, wie viel stärker das Humankapital zu Beginn des Arbeitslebens – und wahrscheinlich noch bis zu 4/5 des Arbeitslebens oder auch darüber hinaus – ist.
Wie gehst Du mit Deinem Humankapital um? Hast Du Strategien, es auszubauen oder siehst einen Punkt vielleicht völlig anders? Ich freue mich über Deine Gedanken!